Münchehof am Harz
...ein lebens- und liebenswertes Dorf
Kirche Hl. Familie Münchehof - Foto: bph


Kirche Heilige Familie Münchehof

Die Geschichte der katholischen Kirche in Münchehof begann kurz nach dem 2. Weltkrieg. Durch den Zuzug von weit über 1000 Flüchtlingen, welche vorwiegend aus den deutschen Ostgebieten in das bisher überwiegend evangelische Münchehof kamen, wurde schnell klar, dass die Gründung einer katholischen Kirchengemeinde nötig wurde.

Während anfangs auch die katholischen Gottesdienste in der evangelischen St. Antonius Kirche gefeiert wurden, entstand in den folgenden Jahren im Unterdorf direkt gegenüber der evangelischen Kirche, in Eigenleistung der Gläubigen, eine katholische Kirche. Diese hatte sogar ein Türmchen mit einer kleinen Glocke. Bereits 1947 konnte die Gemeinde ihren ersten Gottesdienst in der eigenen Kirche feiern. In den folgenden Jahren stellte sich jedoch heraus, dass die vorerst als Notlösung erbaute Kirche zu klein war und den Anforderungen nach und nach nicht mehr entsprach. So wurde 1975 direkt vor die bisherige Kirche eine neue katholische Kirche gebaut. Die Kirche trug das Patrozinium Heilige Familie und wurde als turmlose Beton-Fertigteilkirche errichtet, sie bot 154 Sitzplätze; das alte Kirchengebäude wurde nun als Pfarrheim genutzt.

Im Bistum Hildesheim wurden seinerzeit viele Kirchen in dieser Fertigbauweise errichtet, diese waren für eine geplante Nutzungsdauer von 25 bis 35 Jahren vorgesehen. Die Kirche Hl. Familie gehörte zuletzt als Filialkirche zur Pfarrgemeinde Maria Königin in Seesen, sie war die südlichste Kirche im Dekanat Alfeld-Detfurth des Bistums Hildesheim. In der „kurz- und mittelfristigen Strukturplanung für die Diözese Hildesheim wurde bereits im Jahr 2003 die Notwendigkeit beschrieben, den Immobilienbestand des Bistums zu reduzieren. Bei den seinerzeit in Fertigbauweise errichteten Gotteshäusern würden jetzt hohe Investitionen anfallen. So war es denn auch in Münchehof: In dem Kirchengebäude hätte die Heizung erneuert werden müssen, dringender Sanierungsbedarf bestand auch vor allem im Pfarrheim, zugleich verwaiste die Filialgemeinde zusehends.

Nach eingehender Prüfung kam das Bistum Hildesheim zu dem Ergebnis, dass der personelle und finanzielle Aufwand zum Erhalt dieser Filialkirche nicht mehr zu verantworten war, zumal im Umkreis von 10 Kilometern vier weitere Kirchen für die Gläubigen zu erreichen waren.

Kann oder soll eine Kirche nicht mehr liturgisch genutzt werden, wird sie profaniert.

Das Ende war also besiegelt: Am 11. März 2007 erfolgte die Profanierung der Kirche Hl. Familie Münchehof durch Bischof Norbert Trelle. In dem Gottesdienst zur Profanierung nahm die Gemeinde Abschied von ihrer Kirche, dieses geschah in aller Feierlichkeit. Der Bischof selbst hielt den Gottesdienst, bei dem das Dekret zur Profanierung verlesen wurde. Die Profanierung wurde vollzogen, indem Bischof Trelle die geweihten Hostien aus dem Tabernakel nahm und das Ewige Licht löschte.

Es gab damals bereits Pläne, die Kirche möglicherweise ab- und in der Ukraine wieder aufzubauen, doch diese wurden dann schnell wieder verworfen. Grundstück und Gebäude wurden letztendlich nach einigen Jahren Leerstand verkauft.

Ikone aus der Kirche Hl. Familie Münchehof - Foto: Jens Thramann

Die neuen Besitzer vermieteten das profane Gebäude nach einigen Umbauten nun als Eventlocation unter dem Namen „Villa Kuddelmuddel“. Doch auch diese Nutzung fand 2016 ihr jähes Ende und das Gebäude wurde erneut verkauft. Heute dient es als Garage und Werkstatt für Oldtimer. Ihr äußeres Erscheinungsbild hat sich seit der Profanierung kaum verändert.

Direkt nach der Profanierung blieb eine Ikone der katholischen Kirche im Dorf und fand, gegenüber auf der anderen Straßenseite, in der St. Antonius Kirche wieder einen Platz. 2017 wurde ein Kruzifix der ehemaligen Kirche Hl. Familie Münchehof in der St. Michael Kirche in Bilderlahe wieder angebracht.

 

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