Münchehof am Harz
...ein lebens- und liebenswertes Dorf

Münchehof, ein lebens- und liebenswertes Dorf

von Joachim Pedroß

Geschichtliches

Wer sich mit der Geschichte von Münchehof vertraut machen möchte, dem sei empfohlen, die 1985 von Karl Bauerdorf (†) verfasste Chronik zu studieren. Darauf im Einzelnen einzugehen, würde den Rahmen dieses kleinen Berichtes sicher sprengen. Trotzdem darf eingangs nicht unerwähnt bleiben, dass der Name unseres Dorfes zugleich mit seiner Entstehung eng verknüpft ist.

 

 


Über Jahrhunderte hinweg haben die tüchtigen Zisterzienser Mönche aus Walkenried im frühen Mittelalter das Gebiet unserer näheren Heimat beherrscht und gestaltet. Die damalige Grangie Immedeshusen nördlich der heutigen Domäne Fürstenhagen gelegen, war der Haupthof der Gutswirtschaft und Sitz der Verwaltung. Von hier aus leitete ein Hofmeister im Auftrage des Klosters Walkenried die umfangreichen wirtschaftlichen Aktivitäten am Westrand des Harzes im Bereich der Land- und Forstwirtschaft sowie des Hüttenwesens insbesondere im Tal des Pandelbaches und entlang der Markau. Mitte des 14. Jahrhunderts mussten die Mönche aus vielerlei Gründen Immedeshusen an die Herzöge von Braunschweig-Göttingen verkaufen. Im Gebiet unseres heutigen Dorfes wurde daraufhin um 1345 der „Mönchehof“ angelegt, der in erster Linie den Berg- und Hüttenbetrieben der Mönche und der Unterbringung von Hüttenerzeugnissen sowie der notwendigen Gerätschaften diente. Als die Zisterzienser Mönche um 1380 die Grangie Immedeshusen zurück erwarben, verlegten sie die Verwaltung ihres Westharzer Besitzes wieder dorthin und der „Mönchehof“ verlor an Bedeutung. Große Teile von Immedeshusen wurden 1445 endgültig an die Herzöge in Braunschweig verkauft. Die Besitzungen wurden dann von einem „Vogt zu Münchehof“ verwaltet, der jedoch seinen Sitz in Immedeshusen nahm. Eine selbständige Dorfgemeinschaft bildete sich erst in den Jahren 1512/13 zur Zeit der Herzogin Elisabeth von Braunschweig, die die damalige Gutswirtschaft und das Dorf Münchehof nachweislich in das Amt Stauffenburg einbezogen hat.

Sehr langsam entwickelte sich das Dorf, doch der Dreißigjährige Krieg machte wieder alles zunichte. Vermutlich brannten am 26. August 1626 im Vorfeld der Schlacht bei Lutter a. Bbge. 70 Häuser nieder. Danach begann man wieder sehr schnell mit dem Neuaufbau. 1692 standen in Münchehof bereits wieder 44 Häuser. Über die nächsten Jahrhunderte hinweg bestimmte die Land- und Weidewirtschaft das Geschehen in unserem Dorf. Viele Hirten verdingten sich im Winter als Holzhauer oder Hausschlachter oder halfen als Tagelöhner den Bauern etwa beim Dreschen. Langsam aber stetig nahm aber auch der Bedarf an handwerklicher Unterstützung zu, so dass bereits im Jahre 1763 elf Handwerker in unserem Dorf gezählt wurden. Rückschläge erfuhr das Dorf während des Siebenjährigen Krieges und zur Zeit der französischen Besatzung Anfang des 19. Jahrhunderts.

Inzwischen hatte eine Ziegelhütte ihren Betrieb aufgenommen. Ein weiterer wichtiger Erwerbszweig für die Münchehöfer Bevölkerung war seit jeher die Holzgewinnung- und verarbeitung, wobei gerade der Transport des Holzes von altersher von größter Bedeutung war. Zum Ende des ausgehenden 19. Jahrhunderts entwickelte sich zudem in Münchehof als weiterer wichtiger Erwerbszweig die Zigarrenindustrie. Das Gebäude der früheren Volksschule an der Kastanienstraße war einstmals als Zigarrenfabrik erbaut worden und ist noch heute ein sichtbarer Beweis für die Bedeutung des damaligen Industriezweiges.

Natürlich hatte dann der erste Weltkrieg auch in unserem Dorf großes Leid verursacht. 41 Münchehöfer starben auf den Schlachtfeldern Europas oder waren vermisst. Die Not und das Elend in den Familien waren grenzenlos.

In den zwanziger und dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts gab es dann einige Entwicklungen, die unser Dorf nachhaltig veränderten.

Kalkwerk Münchehof

Zum einen entwickelte sich Münchehof als bemerkenswerter Fremdenverkehrsort, zum anderen entstand 1938 das Kalkwerk mit dem angeschlossenen Kalksteinbruch am Winterberg, das mit vielen Südtiroler Facharbeitern aufgebaut und bis heute vielen Menschen Arbeit und Brot gibt. Darüber hinaus entstand 1936 eine Waldarbeitsschule, die sich zu einem international anerkannten Bildungsinstitut für die Forstwirtschaft entwickelte, heute als Niedersächsisches Forstliches Bildungszentrum (NFBZ) firmiert, und Münchehof weit über die Grenzen unseres Landes hinaus bekannt machte.

Niedersächsisches Forstliches Bildungszentrum (NFBZ)

Durch diese Entwicklung, die mit dem Bau des Fermacell-Werkes Anfang der 1980er Jahre ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht hatte, wandelte sich das einst eher land- und forstwirtschaftlich geprägte Dorf zu einem Ort mit einem eher industriellen Schwerpunkt. Der zweite Weltkrieg brachte wiederum viel Leid und Elend unter die Bevölkerung. Die Namen von 92 toten oder vermissten Soldaten am Ehrenmal mahnen uns zum Frieden in der Welt.

Die Nachkriegszeit

Durch die vielen Flüchtlinge insbesondere aus den deutschen Ostgebieten erreichte unser Ort nach dem zweiten Weltkrieg mit rund 2.500 Einwohnern den höchsten Bevölkerungsstand seiner Geschichte. Viele Familien zog es jedoch bald wieder weiter in die industriellen Ballungszentren an Rhein und Ruhr. Gleichwohl setzte in unserem Dorf, wie überall in Westdeutschland, eine rege Bautätigkeit ein. Neue Bebauungsgebiete insbesondere oberhalb des Bahnhofs wurden erschlossen. Die Anzahl der Häuser hat sich dann im Laufe der Jahre verdoppelt. 2010 zählte unser Dorf noch rund 1.550 Einwohner bei leider weiterer rückläufiger Entwicklung aufgrund der auch hier eingetretenen demografischen Veränderungen. Einschneidend waren die Veränderungen, die mit der 1972 vollzogenen Gebiets- und Verwaltungsreform verbunden waren. Münchehof wurde nach Seesen eingemeindet und verlor damit seine Selbstständigkeit als eigenständige Gemeinde.

Infrastruktur

Mit der Automatisierung der Produktion in den beiden großen Werken waren viele Berufstätige bald auf Tätigkeiten außerhalb unseres Dorfes bzw. des engeren und weiteren Wirtschaftsraumes angewiesen und pendeln bis in die Belastungszentren Braunschweig, Wolfsburg, Hannover oder Göttingen.

Dorfplatz

Hier kommt uns die gute Verkehrsanbindung sowohl mit der Bahn als auch mit dem Auto zu Gute. Münchehof hat sich nicht zuletzt auch deshalb, aber sicher vor allem auf Grund der interessanten landschaftlichen Umgebung am Westrand des Harzes zu einem sehr schönen Ort entwickelt.

St. Antonius Kirche

Die noch intakte Infrastruktur mit Kindergarten, Grundschule, Schwimmbad, Sportstätten und Freizeiteinrichtungen auf der einen und entsprechenden Angeboten im Dienstleistungsbereich auf der anderen Seite tragen sicher erheblich dazu bei.

Kindergarten Münchehof

Ganz wichtig für die Bevölkerung war aber auch die Tatsache, dass beide christlichen Kirchen in Münchehof präsent und so ständig für ihre Mitglieder nicht nur in den Gottesdiensten erreichbar waren und als Hort der Begegnung dienten. Leider wurde die Katholische Kirche „Zur heiligen Familie“ am 11. März 2007 profaniert und auch die Ev. Pfarrgemeinde „St.-Antonius“ wurde mit den beiden Gittelder Pfarrgemeinden 2009 zu einem neuen Pfarrverband zusammengeschlossen.

Das dörfliche Gemeinschaftsleben

Das dörfliche Zusammenleben wird wesentlich beeinflusst und geprägt von dem Zusammenhalt in der Dorfgemeinschaft, der in ganz besonderer Weise von Aktivitäten der örtlichen Vereine und Verbände sowie des Ortsrates getragen wird. Im Einzelnen sind dies die „Freiwillige Feuerwehr Münchehof“ von 1874, der „TSV Frisch auf Münchehof e. V. von 1904“ mit über 600 Mitgliedern, der „Damen-Gymnastik-Club Münchehof e. V.“, der „Schützenclub Bärenbruck“, der „Gemischte Chor Liedertafel Münchehof“, der „Heimatverein Münchehof e. V.“, die Arbeiterwohlfahrt Münchehof, das Deutsche Rote Kreuz Münchehof, der Sozialverband Münchehof-Kirchberg und die Siedlergemeinschaft Münchehof.

Jugendraum und Dorfgemeinschaftshaus

Viele Einrichtungen in Münchehof sind nur entstanden, weil sich die Menschen und die heimische Wirtschaft unseres Dorfes durch Spenden oder Sponsoring bzw. durch ehrenamtliche Tätigkeiten nachhaltig engagieren. Als besondere Beispiele dafür dienen das 1992 fertig gestellte Dorfgemeinschaftshaus und der 2005 erbaute Jugendraum ebenso wie große Teile der Sportanlagen. Als ganz besonders positiv muss hervorgehoben werden, dass der TSV über Jahre hinweg mit viel ehrenamtlichem Engagement das Freibad Münchehof betreibt und es so für die Bevölkerung, insbesondere jedoch für die Kinder der südlichen Stadtteile, erhalten hat. 

Schwimmbad

Ähnliches gilt für den Schützenclub mit seiner Übungshalle, dem Angelsportverein mit der wunderschönen Teichanlage in Stauffenburg, den DGC mit der Pandelbachhütte oder dem Heimatverein mit den Anlagen am Hundert-Gülden-Brunnen oder an der ehemaligen Margaretenkapelle.

Die Lage und die sonstigen Rahmenbedingungen unseres Dorfes sind so, dass man mit Recht sagen kann:

Münchehof ist ein lebens- und liebenswertes Dorf.

Hier zu leben und zu wirken verschafft Lebensqualität und Freude.

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