Münchehof am Harz
...ein lebens- und liebenswertes Dorf
St. Antonius Kirche Münchehof - Foto: Jens Thramann


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St. Antonius Kirche Münchehof

 Der Name des Dorfes lässt den Unkundigen vermuten, dass der Ort in einer Mönchssiedlung seinen Ursprung haben könnte. Das ist jedoch eine falsche Annahme. Der heutige Name Münchehof ist erst im späten Mittelalter nachweisbar. Der Ort selber aber hat schon im 10. Jahrhundert bestanden.

Damals hieß er Kaminaden und wird mit diesem Namen auch in einer Urkunde König Heinrich II. vom Jahre 1013 unter den Grenzorten der Diözese Hildesheim genannt.

Der Ort war um 1200 in den Händen der Herren von Osterode, die ihn 1224 an das Kloster Walkenried verkauften. Walkenried verwandelte die Besitzungen in ein großes Wirtschaftsgut, den Mönchehof. Ob und wo damals schon eine Kirche bestanden hat, ist nicht mehr feststellbar. Vermutlich war kirchlicher Mittelpunkt die Margarethenkapelle, die südöstlich des Dorfes auf dem Ziegenberg lag und 1235 vom Kloster Walkenried als Besitz erwähnt wird. Die Kapelle war im Mittelalter ein in der Umgebung berühmter Wallfahrtsort. Die Kapelle ist bis 1568, also die Zeit, da auch im Braunschweiger Land die Reformation durchdrang, benutzt worden. Danach ist die Kapelle bald zerfallen. Im Jahre 1503 erwarb die Herzogin Elisabeth, die auf der Stauffenburg ihren Witwensitz hatte, den Mönchehof vom Kloster Walkenried. Danach wurde in Münchehof eine Pfarre eingerichtet, die unter herzoglichem Patronat stand.

1542/44 war die Pfarre schon vorhanden und eine dem heiligen Antonius geweihte Kirche, die von Kirchberg versehen wurde. Als Tilly mit den Kaiserlichen und auch Dänenkönig Christian durch Münchehof zogen, wurde daraufhin der Ort schwer verwüstet. Das ganze Dorf, das aus 70 Häusern bestand, brannte ab. Das Pfarrhaus stand 1638 noch nicht. Darum hat sichr Pastor in Grund aufgehalten und ist sonntags zum Gottesdienst hierhergegangen. Nur die Kirche blieb vom Brand verschont.

So sind einige Gegenstände wie das Kruzifix von 1619, die Altarleuchter von 1645 und der Taufstein von 1659 bis heute erhalten und zieren noch immer die Kirche. Der Altar ist vermutlich ein Geschenk vom Herzog oder vom Oberamtmann aus Stauffenburg. Die Gemeinde war viel zu arm, um sich soeine Kostbarkeit leisten zu können.
Die beiden Bronzeglocken, die 1695 und 1790 angeschafft wurden, sind den Weltkriegen zum Opfer gefallen.
Die alte Orgel war stark reparaturbedürftig. Die Instandsetzung sollte 15.000DM kosten, ohne dass eine Garantie auf künftige Lebensdauer gegeben werden konnte. Der geschichtliche Abriss wurde aus überlieferten Berichten von Pastor Schrader zusammengestellt.

Fotos: Jens Thramann

Sein großer Wunsch, ,seine Kirche" zur 250-Jahrfeier zu erleben, war ihm nicht vergönnt. Vor diesem Jubiläum fanden erhebliche Veränderungen statt. Der Fußboden war voller Schwamm, Parkett wurde eingebaut. Die Emporen wurden verkürzt, die Sakristeien wurden entfernt, der Altar bunt bemalt. Weitere Malerarbeiten und eine Neuverglasung der Fenster folgten.

Nach 50 Jahren war eine Innenrenovierung erforderlich. Durch Ansparen bis 2010 kam die benötigte Summe zusammen, und nach Gesprächen mit Herrn Baurat Schuseil vom Landeskirchenamt Braunschweig konnte der Auftrag an die Firma Dipl. Restaurator Marc Malinowski in Wulften vergeben werden. Gemeinsam mit seiner Frau, selbst Restauratorin, wurden alle notwendigen Malerarbeiten, bis auf den Altar, erledigt. Recherchen eines Heimatpflegers aus Dorstadt ergaben aus alten Unterlagen aus dem Archiv Wolfenbüttel mehr Gewissheit über das Altarbild. Dem Maler diente damals eine Vorlage des berühmten Malers Peter Candid 1548 - 1628. Viele Kunstwerke von ihm sind in Italien und München zu sehen. Das bekannteste ist in der Frauenkirche in München zu bestaunen. Zahlreiche Werke von ihm erreichten durch den Kupferstich europaweite Verbreitung. Wenn auch nur eine Kopie, dennoch sehr schön - und hätte mehr Beachtung verdient. Eine Spende ermöglichte die Reinigung des Kruzifixes und Ausbesserung der Schadstellen mit Blattgold.

Eine Großspende ermöglichte sogar den Einbau einer Lautsprecheranlage und Polsterung der Kirchenbänke. Auch die neue Zuwegung, ohne Stolperstelle, ausgeführt durch die Firma WGL Landschaftsbau aus Gittelde wurde dadurch ermöglicht. Es fehlte eigentlich "nur noch" eine Renovierung der Außenfassade. Auch hierfür gab es eine weitere Großspende. Jetzt konnte der schadhafte Putz an der Nordseite der Kirche erneuert werden und die fachgerechte Sanierung der oftmals falsch ausgebesserten Stellen an den Fenstern an die Bauhütte Quedlinburg vergeben werden. Selbst ein neuer Anstrich war möglich. Diese Arbeit führte die Firma Heise-Schilling aus. Jedoch was nützt eine schön gestaltete Kirche, wenn sie nicht mit Leben gefüllt wird.

Wenn auch den Kirchen ein steifer Wind entgegen bläst, darf und sollte die Zuversicht nicht verlorengehen.


Text: Willfried Brünig


Altar der St. Antonius Kirche - Foto: Jens Thramann


 

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